Organisation: | SCHOTT AG |
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Fachgebiete: | Chemie |
Themenschwerpunkte: | MINT Impulse |
Sie wurden im Nachwuchsförderprogramm der Carl-Zeiss-Stiftung gefördert. Wo waren Sie damals tätig und was haben Sie dort gemacht?
Dr. Sebastian Leukel: Im Jahr 2015 habe ich meine Promotion am Institut für Anorganische Chemie an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz begonnen. Ich habe mich damals im Kontext von Biomineralen mit amorphen Zwischenstufen in Kristallisationsprozessen beschäftigt. Das war schon ein sehr akademisches Thema, weit weg von einer möglichen Anwendung. Vieles von dem, was ich damals gelernt habe, hilft mir jedoch auch heute noch bei meiner Arbeit.
Wie haben Sie diese Zeit in Erinnerung?
Meine Promotionszeit habe ich sehr positiv in Erinnerung. Vor allem die große Freiheit bei der Auswahl und Ausgestaltung meiner Forschungsschwerpunkte war einmalig. Dazu Konferenzen an interessanten Orten, Feiern mit der Arbeitsgruppe, Uni-Sport und deutlich längere Kaffeepausen als heute.
Was machen Sie heute?
Nach meiner Promotion 2018 habe ich in der Materialentwicklung bei SCHOTT angefangen. Als Senior Expert Glass Development entwickle ich heute neue Spezialgläser und Glaskeramiken. Im Kern besteht meine Aufgabe darin, für die gewünschten Materialeigenschaften die passende Zusammensetzung zu finden. Meine Kolleg:innen im Labor schmelzen dann diese Zusammensetzungen. Im Gegensatz zur meiner Zeit an der Uni kann ich hier nicht mehr selbst experimentieren, sondern überlasse das Glasmachen den Profis. Ich versuche dennoch beim Guss jeder meiner Schmelzen zuzuschauen. Wenn eine solche Entwicklung im Labor erfolgreich ist, begleite ich auch den Übertrag des Glases in die großen Schmelzwannen für die Pilotproduktion.
Was begeistert Sie in Ihrer heutigen Position am allermeisten?
Am meisten Spaß macht mir die große Diversität der Projekte und Materialien, an denen ich arbeite. Ich entwickle Cover-Gläser für Smartphones, optische Gläser für Augmented Reality und ionenleitende Glaskeramiken für Batterien. So viel zu bewegen, geht nur im Team mit großartigen, engagierten Menschen. Außerdem wird es auch nach dem hundertsten Mal nicht langweilig, heißes Glas fließen zu sehen.
Mit dem Wissen von heute: Was hätten Sie zu Beginn Ihrer Karriere schon gerne gewusst?
Man lernt mit der Zeit, dass es nicht ausreicht, nur ein guter Wissenschaftler zu sein, um erfolgreich ein Produkt zu entwickeln. In der Promotion ist man meist für alle Aspekte seines Themas selbst verantwortlich und der Fokus ist auch sehr wissenschaftlich.
In der Industrie hingegen muss man durch ein Geflecht von Wirtschaftlichkeit, Kundenwünschen, rechtlichen Regularien, Ressourcenplanungen und Patenten navigieren und auch mit den entsprechenden Verantwortlichen kommunizieren. Der wissenschaftlich-technologische Aspekt ist dabei nur ein Teil von vielen, wenn auch ein sehr wichtiger. Sich in diese verschiedenen anderen Perspektiven hineinzudenken, kann man nicht früh genug lernen.
Vieles zu bewegen, geht nur im Team mit großartigen, engagierten Menschen. Außerdem wird es auch nach dem hundertsten Mal nicht langweilig, heißes Glas fließen zu sehen.
Könnten Sie sich vorstellen, etwas ganz anderes zu machen. Und wenn ja, was wäre das?
Ich hatte schon immer Spaß am Vermitteln von Wissen. Bevor ich kurz vor dem Abitur beschlossen habe, Chemie zu studieren, war der Lehrerberuf mein eigentlicher Plan. Auch während der Promotion habe ich lange überlegt, nicht doch eine Professoren-Laufbahn einzuschlagen. Dass mein Weg mich in die Industrie geführt hat, bereue ich aber nicht. Da ich in meiner Arbeit viele Vorträge halte und neuen Kolleg:innen die Grundlagen der Glaschemie vermittle, ist dieser Aspekt auch heute in meinem Arbeitsalltag präsent.
Letzte Frage: Welches Schlagwort kommt Ihnen in den Sinn, wenn Sie an die Carl-Zeiss-Stiftung denken?
Hier muss ich sofort an die große Themenvielfalt der geförderten Projekte denken. Schon damals bei den Stipendiat:innentreffen war ich überrascht, wie unterschiedlich die jeweiligen Forschungsvorhaben waren. Wenn ich jetzt sehe, dass auch Themen wie Life Science und AI in den Fokus rücken, wird klar, dass die Carl-Zeiss-Stiftung viel mehr ist als Glas und Optik.
Herzlichen Dank, dass Sie für das Interview im "Carlumni" Newsletter zur Verfügung standen!
Dr. Sebastian Leukel
SCHOTT AG
Mainz
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