17.10.2022 MINT Interdisziplinär und wild - Fünf Forschungsideen erhalten je 750.000 Euro

Gilt ein Forschungsvorhaben als gescheitert, wenn es nicht erfolgreich abgeschlossen werden kann? Ist die Erkenntnis, dass dieser Weg falsch ist, bereits ein Erfolg? Forschungsvorhaben in einem frühen Entwicklungsstadium sind von großen Unsicherheiten geprägt und finden in vielen Ausschreibungen daher nur schwer Berücksichtigung. Um solche Forschungsprojekte stärker zu fördern, hat die Carl-Zeiss-Stiftung Anfang 2022 das Programm CZS Wildcard ins Leben gerufen. Ziel ist, unkonventionelle, interdisziplinäre Forschung aus dem MINT-Bereich zu fördern.  Die ersten fünf Teams starten Anfang 2023 ihre Arbeit.  

„Unkonventionelle Forschung wird in Deutschland noch selten gefördert“, sagt Dr. Felix Streiter, Geschäftsführer der Carl-Zeiss-Stiftung. „Zu häufig scheitern innovative Ideen an strengen Formalien oder fehlenden Vorarbeiten, die bei neuen Forschungsideen einfach noch nicht vorliegen. Mit CZS Wildcard machen wir Wissenschaftlern ein Angebot, ihre Projekte in einem sehr frühen Stadium zu testen und eröffnen damit neue Freiräume.“

In einem zweistufigen Verfahren wurden von einer Expertenkommission zwischen Juli und September fünf Projekte ausgewählt. Entsprechend dem neuen Charakter des Programms wurde auch der Auswahlprozess offener gestaltet. Die elf Teams der Endrunde durften Ende September an allen Projektpräsentationen teilnehmen und dabei sogar mitstimmen. Bis zu 750.000 Euro erhält jedes der fünf geförderten Projekte in den nächsten zwei Jahren.

Ein miniaturisiertes Transportsystem mit intelligenter ultraschall- und photonik-basierter Sensorik soll im Projekt INTACT eine bessere Echtzeit-Analyse des Darminhalts von Neugeborenen gewährleisten. Neuartige, supereffiziente Datenspeicher erhofft man sich im Projekt HYMMS durch die bislang nur theoretisch vorhergesagte Koppelung von chiralen Molekülen und chiralen magnetischen Strukturen. EndoPrint3D soll den endoskopischen 3D-Druck von Biomaterialien direkt im Körper ermöglichen. Dies würde die plastische Mikrochirurgie revolutionieren. Ziel ist, Biotinte direkt auf ein verletztes Organ zu applizieren und vor Ort per Laser auszuhärten. Im Projekt SOPHIMA sollen Ultraschallwellen in Gasen zur berührungslosen und verlustarmen Manipulation von Licht eingesetzt werden. Ziel ist, eine Alternative zur Kontrolle und Leitung von Lichtstrahlen mithilfe eines Spiegels zu schaffen, da diese Methode wellenlängenabhängige Verluste erzeugt, bis hin zur kompletten Absorption des Lichts. Das Projekt DELIVER wird von der Fähigkeit lebender Organismen inspiriert, Materialien mit besonderen Eigenschaften zu erzeugen. Auf Grundlage einer Materialbibliothek und mittels Maschinellem Lernen sollen Materialien mit gewünschten Eigenschaften hinsichtlich Mechanik, Dichte oder optischem Erscheinungsbild, beispielsweise für Möbel, erzeugt werden.

Im Frühjahr 2023 wird das Programm erneut ausgeschrieben. 

Weitere Informationen zu den einzelnen Forschungsprojekten finden Sie hier.